The making of
Als Dylan sich 2010 auf seine Motorrad-Weltreise aufmacht, hat er keinerlei Absicht, einen Film zu drehen oder ein Buch darüber zu schreiben. Die Reise hatte für ihn zwei simple Ziele: die Welt kennen lernen und Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens finden.
Da Dylan seine Weltreise einzig aus den Ersparnissen seiner letzten sechs Jahre als Automechaniker finanzierte, standen ihm nicht unbegrenzte Mittel zur Verfügung. Daher war sein Kamera-Equipment für die Reise auf der eher bescheidenen Seite: Er kaufte sich eine günstige Spiegelreflexkamera (Nikon D7100) und investierte weitere 120 Euro in einen einfachen Camcorder (Samsung HMX-H200). Obwohl er sich damals auch sehr gerne noch eine Action-Kamera gekauft hätte, verzichtete er aus finanziellen Gründen darauf.
IMPROVISATION
Lieber würde er für dieses Geld etwas länger unterwegs sein können, dachte er sich und schraubte stattdessen eine normale Kamera-Stativhalterung auf seinen Helm.
Wenn es mit Geld nicht geht, dann halt mit Improvisation: Dylan befestigte künftig den klobigen Camcorder anstelle einer kleinen Action-Kamera auf seinem Helm. Geht doch!
Allerdings kassierte der Reisende einige irritierte Blicke, wenn er mit der improvisierte ‘Action-Kamera’unterwegs war und verzichtete irgendwann, wegen all den belustigenden Kommentaren, darauf die Kamera allzu häufig zu benutzen. Dennoch zog die seltsame Kamerahalterung weiterhin Aufmerksamkeit auf sich. Dylan sah nämlich, wenn er den Helm trug, einem Tele Tubby ähnlicher als einem Abenteurer. Fragte ihn jemand, was die seltsame Antenne auf seinem Helm sei, antwortete er mit ernstem Gesicht und viel Selbstironie: "Das ist ein Blitzableiter."
Zweieinhalb Jahre später – er hatte in der Zwischenzeit Afrika, Asien und Australien bereist ohne dabei viele Filmaufnahmen zu machen – gönnte er sich in Kanada schließlich doch noch eine Action-Kamera. Zum Glück, denn die GoPro (Hero II), war schlussendlich für ungefähr die Hälfte des Filmmaterials von „Am Ende der Strasse“ verantwortlich.
AUTOBAHN BEKANNTSCHAFT
Im Jahr 2011, als Dylan mit dem Motorrad in Dubai auf einer vielbefahrenen Autobahn unterwegs war, wurde er von einer Gruppe österreichischer Expats angehalten. Das Schweizer Nummernschild hatte ihre Aufmerksamkeit erregt und sie wollte wissen, wer er war und was er hier tat. Einer unter ihnen war Ali Deliri, ein im Iran geborener Österreicher. Nach dem Zusammentreffen begann er Dylans Reise auf Facebook zu verfolgen. Die Erlebnisse des Abenteurers inspirierten den jungen Mann mehr und mehr.
BUCH - VORTRAG - FILM?
Als vier Jahre nach der ersten Begegnung Dylans Buch über die außergewöhnliche Reise erschien, gehörte Ali zu den Lesern der ersten Stunde – dies obwohl er, Zitat Ali, „sonst keine Bücher liest.“
Daraufhin organisierte Ali, der mittlerweile wieder in Österreich lebte, in seiner Dorfkneipe spontan einen Multimediavortrag für Dylan. Nachdem er das Videomaterial der Flossreise gesehen hatte, war der junge Mann so beeindruckte, dass er Dylan, der mittlerweile zum Freund geworden war, immer wieder sagte er müsse aus der Geschichte einen Film realisieren. Ali spürte, dass da mehr Potential in dieser Geschichte drinsteckt und er, von seiner persönlichen Begeisterung getragen, wollte, dass mehr Menschen die positive Botschaft von Dylan mitbekommen.
EIN FILM, DASS KLANG GUT. ABER WIE MACHT MAN EINEN FILM, WENN MAN EINE AHNUNG HAT?
Ali kontaktiere seine Freunde, die eine Filmproduktionsfirma führen und somit etwas mehr vom Filmemachen verstehen als Dylan. Sie waren von der einzigartigen Geschichte ebenfalls begeistert und hatten tatsächlich Lust daraus einen Film entstehen zu lassen. Allerdings würden sie für die Produktion des Filmes 100'000 Euro benötigen. Viel Geld! Nach einigen gemeinsamen Besprechungen beschloss die Filmcrew, Ali und Dylan das Geld über eine Crowdfunding Plattform zu sammeln. Das Resultat war ernüchtern: Es kamen bloss 6'000 Euro zusammen.
OHNE GELD KEIN FILM? JETZT ERST RECHT!
Was nun? Die Idee des Dokmentarfilms schien vorerst in einer Sackgasse gelandet zu sein. Ähnlich wie der Pan American Highway, der in Panama im Darien Dschungel endet, endete die Idee zum Film im Dschungel der Finanzierung.
Aber, das Ende der Strasse hatte Dylan auch zuvor nicht aufgehalten. Also erinnerte er sich daran, was er in den hunderten von Vorträgen zu seinem Publikum sagt: Wenn ihr ans Ende Eurer ganz persönlichen Strasse kommt, geht raus und baut Euch ein Floss. Macht weiter! Glaubt an Euch und Eure Träume! Und so beschliesst Dylan der Automechaniker, der Abenteurer und Flossbauer sich dazu sein zweites Floss zu bauen. Er beschließt den Film zu seinem Abenteuer alleine zu produzieren. Ohne Produktionsfirma, aber auch ohne Budgetdruck.
Einst fuhr er ohne jegliche Segelerfahrung auf den Pazifik hinaus. Nun setze er sich ohne jegliche Erfahrung als Filmemacher hinter den Schnitt seines ersten Filmes.
So entstand ein sehr persönlicher, authentischer Film, der ohne künstliche Aufgeregtheit und doch spannend, bereits in seiner Entstehungsgeschichte eine starke Botschaft enthält:
Wenn sie dir sagen es geht nicht, dann mach es erst recht.
Wenn die Straße endet – bau dir ein Floss!